Am 03. Oktober war es wieder so weit. Die NRW Landesmeisterschaft fand nach der Zwangspause von 2020 wieder statt und diesmal in Bonn. Unser Verein hatte 2 Teams für den Mannschaftswettkampf angemeldet. Dagmar, Joachim und Sabine bildeten ein Team und das andere bestand aus Jonas, Shige und mir. Für manche von uns war es ein Wettkampf von vielen, für andere das erste Mal. Und obwohl ich mich weder zu der einen noch zu der anderen Seite zugehörig fühle, war es dennoch ein aufregendes und zugleich entspannendes Gefühl, hatte ich doch eine Pause vom Kyudo von Ende 2019 bis Anfang 2021 gemacht. Ein Faktor von vielen, der für mich im ersten Moment vor Ort ungewohnt war. Mein Bogen war frisch repariert, vor wenigen Wochen hatte ich mich noch auf die Dan Videoprüfung vorbereitet und war noch an den dazugehörigen Korrekturen am Arbeiten. Die Halle in Bonn in der ich noch nie geschossen hatte kam dann noch darauf. Dieses mulmige Gefühl verschwand allerdings recht schnell, als ich all die bekannten – und teils unbekannten- Gesichter wieder sah und plötzlich fühlte sich alles ganz gewohnt an.
Bogen aufspannen, Pfeile in einen der schön aufgereihten Ständer und dann schnell umziehen. Kurz die Leute begrüßen und dann ging es kurz nach 10 Uhr auch schon los. Johannes aus dem Düsseldojo war der Wettkampfrichter und erklärte uns nach dem Angrüßen kurz die Modi und den Ablauf. Anschließend schoß er ein schönes Yawatashi und dann, diesmal ohne Einschießen, ging es mit dem Mannschaftswettkampf auch schon los.
Zwischen den Heki-dominierten Mannschaften hatte ich das Gefühl, dass unsere beiden Teams im ANKF Wettkampf-Tahai etwas auffielen. Da mein Uchiokoshi und vor allem das Ausziehen des Bogens momentan mein Hauptfokus war, blieb allerdings gar nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Ich weiß nur noch, dass die Pfeile an dem Tag nicht so fliegen wollten wie ich es gerne gehabt hätte. Dafür lief es deutlich besser für unsere Team Kollegen. Am Schluss konnten wir zwar nicht einen der ersten drei Plätze ergattern, aber ich bin dennoch zufrieden und habe den Eindruck, dass jeder von uns Spaß hatte. Platz Eins errang das Team aus Aachen und Platz 2 und 3 gingen jeweils an Schwerte I und II.
Nach einer etwas unerwartet späten Pause ging es dann um 15 Uhr weiter mit dem Einzelwettkampf für den sich von uns nur Shige qualifizieren konnte. Hier möchte ich anmerken, dass ich von der Zielgenauigkeit der Schützen an dem Tag erstaunt war. Trotz coronabedingten Trainingsschwierigkeiten gab es sehr viele 4/4 Treffer und viele der Schützen waren in Topform. Und so kam es, dass der Einzelwettkampf nach fast jedem Durchgang unterbrochen werden musste, damit mittels Stechens die Sieger der nächsten Runde ermittelt werden konnten. An Spannung kam es den Zuschauern also nicht zu kurz.
Im Finale standen sich dann Malte Negendank und Shige für den ersten und zweiten Platz gegenüber während Sebastian Nigge und Christoph Bata um den dritten Platz schießen mussten. Vor jedem Schuss hätte man eine Nadel quer durch die Halle fallen hören können, so leise war es, da gefühlt jeder seinen Atem angehalten hat. Sebastian und Malte konnten sich jeweils nach zwei Runden Stechen durchsetzen, sodass Platz 3 von Sebastian, Platz 2 von Shige und Platz 1 von Malte belegt wurden. Ich hätte gerne jeden der behauptet, dass Bogenschießen langweilig ist dort hingesetzt und eines Besseren belehrt.
Nach dem Wettkampf kam die Siegerehrung, danach das Abgrüßen und abschließend noch der Abbau der Geräte.
Und so endete auch schon ein Wettkampf während einer ungewohnten Zeit, welcher sich gleichzeitig gewohnt als auch befremdlich anfühlte. Mit vertrauten Gesichtern unter ausdruckslosen Masken, die alle ihr bestes taten um Kyudo so normal wie möglich ausüben zu können.
- Mike Enders