Bedauerlicherweise ist unser Mitglied und mein persönlicher Kyudo-Freund Günther Dauner am 17.August kurz vor seinem 67. Geburtstag wegen einer langjährigen Krankheit verstorben. Ich kannte Günther seit mehr als 15 Jahre und hatte sehr großen Respekt für seine Haltung im Kyudo-Leben.
< Kyudo-Lebenslauf von Günther Dauner >
Meine erste Begegnung mit Günther und seiner Frau war im Jahr 2000/2001 als ein Dan-Seminar in Köln stattgefunden hat. Damals hat das Ehepaar Dauner mir eine Privat-Unterkunft angeboten. Am Abend haben wir bis spät über das Leben und das Kyudo gesprochen. Bis ins Jahr 2004 hatte ich wegen einer besonderen Beziehung mit Günther Ismer (dem damaligen Trainer im Kölner Dojo) oft in Köln trainiert und dort zusammen mit Günther geschossen. Seit 2009 kam Günther mit seiner Frau regelmäßig nach Frankfurt, um an meinem Kimono-Training teilzunehmen.
Als ich im Jahre 2010 mein Job gewechselt und nach Mettmann umgezogen bin, wurde ich Mitglied des Kyudoverein
Neandertal e.V., wo Günther als Trainer und Vorstand tätig war. Kurz später hat er unter meiner Begleitung seine Schießform in den Shomen-Stil gewechselt und nahm seitdem en meinen Seminaren teil.
Als ich im Jahr 2013 den Verein Kyudo in Waldniel e.V. gegründet habe ist Günther auch Vereinsmitglied geworden. In der Zwischenzeit hat Günther einen eigenen Verein in Köln-Hürth gegründet und weiterhin als Trainer in Neandertal unterrichtet.
< Meine persönliche Interpretation über seinen Kyu-Do >
Günther war schon immer erfolgreich im Wettkampf, hat mir aber den Eindruck gegeben, dass das Kyudo nicht darum geht. Er hatte immer nach „etwas“ im Kyudo gesucht und war immer sehr offen Neues zu erfahren. Seit er seinen Schießstil gewechselt hat, tauschten wir intensiv unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen aus. Dabei habe ich festgestellt, dass sein Ziel immer klarer und deutlicher wurde und dass er nicht nur seine Eigenschaft, sondern sein Wesen tief verstanden hat. Durch die zunehmende Krankheit hat seiner Körper nicht mehr so funktioniert wie früher, aber umso mehr verbesserte er seine Technik.
Ich habe noch ein klares Bild, wie Günther seinen letzten Schuss vor mir gemacht hat. Er steht an der Honza und kniet ab. Sein Geist wird so klar und rein und strahlte seine innere Ruhe ganz sanft aus. Er zeigt keine Emotion nach außen, jedoch weiß ich dass er nun alle Energie vom ganzen Universum einsammelt und seinen Körper, Geist und der Bogen zusammen eins werden. Er steht auf an der Shai. Seine Augen sind so gelassen und der Blick ist weich. Er hebt den Bogen hoch und seiner Körper wird zwischen dem Bogen und der Sehne hinein gebracht. Es gibt weder Pfeil noch Bogen oder Körper, ein quasi gegenstandsloser Zustand durch Harmonie von allen. Plötzlich bildet sich ein Vakuum im Raum und der Pfeil wird von dort befreit. Seine Energie strahlt im Raum aus und macht seinen Körper und den Bogen wieder sichtbar.
Ich denke, dass seine Leidenschaft und sein Willen immer weiter getragen werden. Da sein Wesen vom Körper befreit ist, kann er gleichzeitig überall in unserem Kyudo-Leben sein und unendlich in unserer Erinnerung bleiben. Nun versuchen wir auf demselben Weg zu gehen und was er angestrebt hat, fortzusetzen.